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Inspiration

 

Hier finden Sie von Zeit zu Zeit kurze Impulse.

 

 

Nähe und Distanz

 

Gibt es eigentlich auch ein zu viel an Selbstreflexion? Ich meine ja.

“Generell nützlich im Umgang mit klebrigen, zur Nabelschau einladenden Psychotrends, ist übrigens eine Empfehlung, die sich aus der chinesischen Philosophie ableiten lässt: Wir sollten zu denen, die wir lieben, eine gewisse Distanz halten. Also auch zu uns selbst.” [Jens Bergmann]

Insofern verstehe ich unter konstruktiver Selbstreflexion nicht Selbstumkreisung, sondern einen Weg offener Selbsterkenntnis, um aus einem gesunden Selbst-Bewusstsein heraus zu leben. Leben ist Beziehung - auch zu uns selbst, aber nicht nur. Um dem Gegenüber ein Du sein zu können brauchen wir ein tragfähiges Ich, das stabil genug ist, über sich selbst hinauszuwachsen und sich im Wir von Freundschaft, Partnerschaft, Familie, Arbeit und Gemeinwohl einzubringen ohne die anderen mit den eigenen Bedürfnissen zu überfordern. Oder, mit den Worten Dietrich Bonhoeffer’s: “Wer nicht allein sein kann, der hüte sich vor der Gemeinschaft. Wer nicht in der Gemeinschaft steht, der hüte sich vor dem Alleinsein.” [Gemeinsames Leben, S.65]

Es geht demnach wieder um einen dynamischen Spannungsraum (vgl. hier), diesmal aus Gemeinschafts- und Eigensinn. Gemeinschaftssinn ohne Eigensinn führt zu Selbstverlust und Angepasstheit; Eigensinn ohne Gemeinschaftssinn zu einsam egoistischer Selbst-Bedienung. Gesunde Gemeinschaft lebt vom Geben und Empfangen, Schenken und beschenkt werden, von Fürsorge und Unterstützung.

 
Karsten Kranzmann